Forschungsthema
Wasser
Der
Einfluss des Wassers auf den Menschen. 2004
Teilnehmer des Experiments u.a: Revisage GmbH
und die Wirtschaftsuniversität Wien
Im Rahmen einer mehrjährigen Studie konnten
wir mit Hilfe der Abteilung für Handel und
Marketing der Wirtschaftsuniversität
Wien das nachweisen, was alle von uns
mindestens unbewusst empfinden.
Wasser erhöht Wohlbefinden.
Nahezu jede Kultur, von der uns schriftliche
Überlieferungen über Städtebau und Wohnen
erhalten sind, berichtet von der enormen
Bedeutung des Wassers in der Stadt.
Exemplarisch sei erwähnt, dass uns Städtebau
in Pseudosymbiose mit Flüssen oder Seen aus
Mesopotamien, China, Ägypten, Indien, Persien
und von der aztekischen Hochkultur bekannt
ist. So ist Wasser auch in der chinesischen
Symbolik fix verankert (Lao Tse, 300 v.Ch) und
daher unentbehrlicher Bestandteil jeglicher
Innen- und Außenarchitektur. Der islamische
Kulturkreis wiederum beschreibt das Paradies
als einen Garten der Freude mit kühlen
Quellen und Brunnen (Wylson,1986).
In der klassischen Mythologie Griechenlands
waren Quellen als mystische Entitäten
personifiziert. In Folge hatte das Wasser auch
in der römischen Kultur einen sehr hohen
Stellenwert. Der Architekt Vitruvius (70 v.Ch.)
widmet diesem Thema das achte Buch der „De
Architectura Libri Decem“ und beginnt mit
den Worten:
„Wasser ist unentbehrlich für das Leben,
die Freuden des Lebens und für den täglichen
Gebrauch.“
Man beachte, dass er den „Gebrauch“ des
Wassers erst, nach Leben und Wohlbefinden, an
dritte Stelle reiht. Die Affinität zu Wasser
ist in Folge bei allen Kulturen bis zum
heutigen Tag zu beobachten.
Heute bestätigen VerhaltensforscherInnen,
dass Menschen eine Umwelt bevorzugen, in der
Wasser als Gestaltungselement sichtbar ist
(Ulrich, 1983; Orians & Heerwagen, 1992).
Diese Präferenz stellen Yang und Brown (1992)
bei allen untersuchten Kulturen fest. Die
Wahrnehmung des Menschen ist jedoch nicht auf
den Gesichtssinn beschränkt. Das Geräusch
von Wasser weckt Erinnerungen. Spiegelnde
Oberflächen und funkelnde Tropfen animieren
dazu, eine Hand auszustrecken um das Erlebnis
weiter zu intensivieren (Campbell, 1978).
Weiters zeigt Herzog (1985) in seiner Arbeit
auf, dass auch die Qualität des Wassers eine
Rolle spielt. In seinen Versuchen wird
bewegtes Wasser von Testpersonen besser
bewertet als stehendes. Diese Bevorzugung ist
sinnvoll, da im natürlichen Kontext fließende
Gewässer, im Gegensatz zu stehenden Gewässern,
unbedenklich als Trinkwasser verwendbar sind.
Zusammenfassend sei festgestellt, dass Lebensräume
in denen Wasser als Gestaltungselement
sichtbar ist, von Menschen bevorzugt
werden. Durch diesen Emotions-Motivations
Mechanismus können wir unsere physische,
soziale und individuelle Umwelt über unser
Verhalten optimieren.
Wenn wir diese Mechanismen auf die Wahrnehmung
und Beurteilung unseres Lebensraums anwenden,
kommen wir zu dem Schluss, dass ein
Lebensraum, der unseren biologischen Bedürfnissen
optimal entspricht, Glücksgefühl und
Wohlbefinden in uns hervorrufen kann (Tuan,
1974; Relph, 1976). Diese emotionale Reaktion
wird uns veranlassen, solche Orte aufzusuchen,
uns dort länger aufzuhalten und uns schließlich
auch gefühlsmäßig an diesen Ort zu binden (Tuan,
1974; Relph, 1976; Orians & Heerwagen,
1992; Ulrich 1983; Atzwanger et al, 1998).
Dieses Wohlbefinden hat selbstverständlich Rückwirkung
auf unsere physische und psychische
Gesundheit. (Ulrich 1984, 1986).
Die Abteilung für Handel und Marketing der
Wirtschaftsuniversität Wien hat in einem
mehrjährigen Forschungsprojekt Erholungszonen
in Einkaufszentren untersucht. Im Rahmen
dieses Projekts, das die Firma Revisage GmbH
mitgestaltet hat, wurde die Auswirkung von
Wasser, mittels Aufstellen von Zimmerbrunnen,
auf das Wohlbefinden gemessen. Zu diesem Zweck
wurde in einem Einkaufszentrum (SCS) eine
Erholungszone aufgebaut und experimentell
verschiedene Reize auf ihre Wirkung getestet.
Parameter des „Wohlfühlverhaltens“ wurden
mit Videokamera und Beobachtung vor Ort
aufgenommen. Zusätzlich wurden Interviews
durchgeführt. Die Daten belegen einen positiven
Einfluss von Brunnen auf die
Aufenthaltsdauer der beobachteten Personen,
sowie deren Interaktions- und
Explorationsrate. Durch den Einfluss von
Brunnen stieg die Aufenthaltsdauer um 29.2 %
(n = 7.694; mean difference: 4.3 sec.; sign.:
0.000; power = 0.9). Die Interaktionsrate
beschreibt Kommunikationsprozesse, wie zum
Beispiel verbale Kommunikation oder Körperkontakte.
Im untersuchten Setting stieg die Anzahl der Körperkontakte
um 109 % von 226 auf 467 (n = 30230 sign.:
p<0,001, Pearson Chi-Square). Unter
Explorationen werden Verhaltensweisen
zusammengefasst, die dazu dienen Informationen
über die Umwelt zu sammeln. Im gegebenen Fall
wurde gemessen wie oft Personen
Gestaltungselemente der Erholungszone berührt
haben. Als Brunnen in der Erholungszone waren
stieg die Explorationsrate um 69% (n=30230,
sign.: p<0,001, Pearson Chi-Square).
Die Parameter Aufenthaltsdauer,
Interaktionsrate und Explorationsrate werden
mit Wohlbefinden in Zusammenhang gebracht
(Weisfeld, 1980, Gates, Rohe 1987 Kuo,1998).
Die Forschungsergebnisse belegen deutlich,
dass sich Menschen bevorzugt in der Nähe von
Wasser aufhalten und dass Brunnen das
Wohlbefinden von Menschen steigern können.
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Forschungsbericht darf nur mit schriftlicher
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